Stand der Forschungen zu Jugendsprachen
Dies ist umso bemerkenswerter, als der jüngste Stand der linguistischen Jugendsprachforschung eine zunehmende Anzahl empirischer Forschungen verzeichnen kann. Wie die Auswertung der jüngsten internationalen Jugendsprachkonferenzen zeigt, konzentrieren sich die derzeitigen Forschungsschwerpunkte auf die Bereiche (Baurmann/Neuland 2011):
- Sprachgebrauch Jugendlicher im Kontext neuer Medien und Entwicklung neuer Formen von Schriftlichkeit,
- Sprachgebrauch Jugendlicher im Kontext von Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit und kultureller Stilisierung,
- Gruppensprachen und Identitätskonstruktionen Jugendlicher, auch unter Berücksichtigung von Sprachbewusstsein und Spracheinstellungen.
Normverstöße, unanständige Ausdrücke, Kraftwörter und Schimpfwörter bilden in Studien zum Sprachgebrauch Jugendlicher ein ständiges Subthema, werden aber selten eigenständig thematisiert. Die Vermutung liegt nahe, dass solchen Ausdrucksweisen unterschiedliche Auffassungen von Anstandsnormen und mithin unterschiedliche Höflichkeitsstile bei Jugendlichen und Erwachsenen zu Grunde liegen (Neuland 2012, 2013). Eine systematische Analyse von Verständnis- und Gebrauchsweisen sprachlicher Höflichkeit bei Jugendlichen ist speziell im Kontext von Schule und Unterricht (Cherubim/Neuland 2011) jedoch noch nicht unternommen worden. Wie erste Auswertungen zeigen (vgl. Neuland 2015b), spielen dabei unterschiedliche Höflichkeitserwartungen der Beteiligten und rasche Modalitätswechsel zwischen aufgabenorientierter Unterrichtkommunikation und beziehungsorientierter Scherzkommunikation eine wichtige Rolle.